Seit den 60er Jahren hat sich unsere Sexualität aus dem starren Korsett traditioneller Moralvorstellungen befreit
und ist Gegenstand öffentlicher Betrachtung und Verhandlung geworden. Die bilderlastige digitale Revolution hat die intimsten Bereiche unsere Persönlichkeit zu einerWährung und Ware gemacht und den Blicken einer Halböffentlichkeit ausgeliefert. Sex verspricht Lust und Selbsterfüllung, Flucht aus dem Alltag, Wertschätzung, Freiheit,Intimität, Bindung und Zugehörigkeit; dennoch erfüllt er oft die Erwartungen nicht. Gefühle von Scham und Selbstzweifeln, Einsamkeit und Druck werden von vielen oft im Zusammenhang mit Sexualität erlebt. Wie kann man seinen Weg durch dieses Dickicht widersprüchlicher Wünsche und manchmal auch schmerzhafter Erwartungen finden?
Ein Gespräch unter Fragenden

Jan Großer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Mitarbeiter der Schwulenberatung, Aktivist, Berlin