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Albrecht Becker: Fotos sind mein Leben.
Café Karussell

Alte Gasse 36
60313 Frankfurt am Main, 60313
Deutschland
Anders erging es dem gelernten Schaufensterdekorateur Albrecht Becker aus Würzburg. Er wurde kurz nach der Ermordung des SA-Chefs Röhm wegen einer homosexuellen Beziehung zu dem Direktor des Würzburger Staatsarchivs, Josef Abert, am verhaftet, von der Gestapo verhört und im Frühjahr 1935 zu 3 Jahren Haft verurteilt. Im Verhör redete er ganz offen über seine schwulen Beziehungen, weil er zum ersten Mal Argumente zu hören bekam, die ihm neu waren: Homosexualität zersetze die Grundlagen eines Volkes, ja zerstöre den Staat. Er "sieht ein", dass er für sein "Vergehen" bestraft werden müsse. Ihm werden hunderte Fotos vorgelegt, alles Jungs aus dem Sportverein, die er nackt fotografiert hatte, ohne sexuell was von ihnen zu wollen. "Ich wollte ja eigentlich nur sehen, was für Schwänze die haben". Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wird er im Mai 1940 er zur Wehrmacht eingezogen und kommt nach Russland an die Front. Auch dort fotografiert er mit seiner Leica leidenschaftlich gerne Männer, beispielsweise seine nackt badendenden Kameraden, die ihm die Abzüge abkaufen. Ende 1943 beginnt er an der Front damit, sich die Schamhaare zu rasieren und selber Tatoos zu stechen. Er entdeckte, dass ihn das sexuell erregt. Während eines Genesungsurlaubs lernte er 1944 den angehenden Filmarchitekten Herbert Kirchhoff kennen, mit dem ihn fortan eine enge Freundschaft verband. Nach dem Krieg arbeitete Becker zunächst als Dolmetscher, dann als Zeichner. Als er im Frühjahr 1947 erfuhr, dass Kirchhoff in Hamburg im Filmgeschäft tätig werden konnte, wurde er dessen Assistent und arbeitete fortan als Szenenbilder u.a. für Helmut Käutner, später auch als selbstständiger Szenenbildern in über 120 Filmen und TV-Produktionen. Neben dieser öffentlichen künstlerischen Arbeit machte er nach und nach den eigenen Körper zum Kunstwerk, indem er ihn mit immer mehr Tattoos bedeckte. In den 2000er Jahren wird sein masochistischer Fetischismus von jungen Kulturschaffenden und Kunstgalerien neu entdeckt und macht ihn berühmt.
Das Switchboard öffnet um 14:30 Uhr. Die Präsentation beginnt gegen 15 Uhr.
Bei akuten Atemwegsinfektionen bitte zu hause bleiben und auskurieren.
Das "Cafe Karussell" ist ein Kooperationsprojekt von AHF, Frankfurter Verband und der Gruppe 40plus.
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